Unterwelt

 Von dem Verfahren des Maulwurfes auf seine Gemüthsart und seine Eigenschaften zu schließen, scheint er vollkommen in die Ordnung jener schädlichen Wesen zu gehören, deren ganze Beschäftigung hienieden ist, des Menschen Gedult auf die Probe zu setzen. Unter dieser Menge so verschiedener, so wenig bekannter Thiere giebt es ein Theil, so seine Person beunruhiget, und ein anderer, so sein Eigenthum angreift. Der Maulwurf, zu schwach oder zu furchtsam, sich bis zu seinem Oberherrn zu erheben, begnügt sich, blos deßen Güter anzufallen; nur deßen Erbe bleibt der Vorwurf seiner Leichtfertigkeit. Wälder, Weinberge, Gärten, Felder und Wiesen, sind so wie sie nach und nach der Ort seines Aufenthaltes werden, jener seiner Verwüstungen. Arbeitsam und leichtsinnig in gleichem Maaße, ändert er alle Augenblicke seine Wohnung, und findet kein Hinderniß, so er, um zu diesem Zwecke zu gelangen, nicht überwände; Ja nichts in der Welt ist im Stande, seiner Neigung zum Herumschweifen Schranken zu setzen. Mauern, Graben, selbst Kanäle halten ihn nicht auf: allein, um sich eben in seinem Laufe der Gefahr des Stromes nicht auszusetzen, oder seine Kräfte gegen Wälle zu verzehren, die ihm ofte den Paß abschneiden, so weiß er sich, ohngeachtet er nicht zurücksetzen kann, schon zu helfen; entweder führet er mit einer bewundernswürdigen Geschicklichkeit seinen Gang zu einer ungemeinen Tiefe, bis unter den Betten der Flüße und den dickesten Grundfesten weg, oder man sieht ihn, sobald er nur auf seinem Zuge das eine oder andere unüberwindliche Hinderniß dieser Art bemerket, alsbald als einen geschickten Baumeister, die Wege und das Erdreich untersuchen, Felsen und Berge umgehen, und alle seine Geistekräfte aufbiethen, um sich einen Weg zu bahnen.

Clément de la Faille: Versuch über die Naturgeschichte des Maulwurfes und die Anwendung verschiedener Mittel ihn zu vertilgen. Aus dem Französischen übersetzt, und mit wichtigen Zusätzen vermehret [von Johann Peter Eichhof]. Frankfurt/Leipzig 1778.